So geht Statistik in Berlin: Deutsche raus!

Der Sachverhalt ist nicht neu, aber so richtig wahrgenommen wurde er auch nicht. Vermutlich haben skandalträchtigere Berliner Spezialitäten wie die verschobene Eröffnung des Flughafens Berlin/Brandenburg einfach mehr Aufmerksamkeit erregt. Aber die Berliner Interpretation des Bonmots Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast, ist schon noch einen Blick wert:

Aus der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik des Landes Berlin für das Jahr 2011:

Fehler bei der Zuordnung von Staatsangehörigkeiten bei Tatverdächtigen

Bereits in den Vorjahren wurde eine im Vergleich zu den entsprechenden Einwohnerdaten ungewöhnlich hohe Anzahl von Tatverdächtigen festgestellt, bei denen zur Staatsangehörigkeit „keine Angabe“ erfasst war. Nach intensiver Fehlersuche und -analyse konnte die Ursache dieses Phänomens ermittelt werden: Bei der Überführung der Personendaten aus dem bis März 2005 genutzten Informationssystem der Polizei Berlin (ISVB) in das neue Informations- und Vorgangsbearbeitungssystem (POLIKS) wurde einer Vielzahl von Personen der Wert „keine Angabe“ im Feld Staatsangehörigkeit zugeordnet, obwohl sie eine konkrete Staatsangehörigkeit aufweisen.
Stichprobenartige Analysen der im Informations- und Vorgangsbearbeitungssystem (POLIKS) gespeicherten Personendaten ergaben, dass rund 85% der Personen, die mit der Staatsangehörigkeit „keine Angabe“ geführt werden, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.
Das hat Einfluss auf den in der PKS ausgewiesenen Anteil Nichtdeutscher an allen Tatverdächtigen, denn Tatverdächtige mit der Staatsangehörigkeit „keine Angabe“ werden gemäß den bundesweiten PKS-Richtlinien als Nichtdeutsche gezählt. Die in Berlin in die PKS seit 2005 eingegangenen Tatverdächtigen mit der Staatsangehörigkeit „keine Angabe“ sind jedoch zum überwiegenden Teil deutsche Staatsangehörige.
Bei korrekter Erfassung der Staatsangehörigkeiten läge der Anteil der Nichtdeutschen an allen Tatverdächtigen zu Straftaten insgesamt seit 2005 um 3 bis 5 %-Punkte unter den bisher ausgewiesenen Werten.

Um die Polizei Berlin zu zitieren: Um eine wirksame Kriminalitätsbekämpfung durchzuführen, ist es unerlässlich, dass ein klares, übersichtliches und realistisches Bild aufgezeigt wird.

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Thomas Wiegold
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Eine Antwort zu So geht Statistik in Berlin: Deutsche raus!

  1. Joachim Sondermann schreibt:

    Großartig. Würde mich sehr interessieren, wo derartig abstruse Fehler in Statistiken sonst noch auftauchen. Nicht allzu selten, vermute ich. Und dann ist da noch das Problem mit irrwitzigen Interpretationen von Statistiken.

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